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"Angstmusik" - Musiktherapie mit ängstlichen Kindern

Angst zu haben ist ein Gefühl, das wir alle kennen – und nicht unbedingt lieben. Kinder können eine Vielzahl von Ängsten entwickeln, das ist erst einmal ganz normal. Der Hund der Nachbarin, die Monster unter dem Bett oder neue Situationen, wie zum Beispiel der Eintritt in den Kindergarten, können schon mal für Tränen und schlaflose Nächte sorgen. Doch was, wenn die Angst so groß wird, dass Kinder nicht mehr in die Schule oder den Kindergarten gehen können, oder man als Elternteil kaum noch den Raum verlassen kann? In der Musiktherapie nehmen wir uns Zeit, um die Hintergründe einer Angst(erkrankung) zu verstehen und auf spielerische Weise damit umzugehen.




Was ist Angst?


Eigentlich ist Angst ein ganz normales und durchaus sinnvolles Gefühl. Sie warnt uns vor gefährlichen Situationen und setzt Prozesse im Körper in Gang, die wir zur Bewältigung dieser Situationen brauchen. Sie fungiert sozusagen als Alarmsystem und ist tief in uns verankert. Je nach Alter und Entwicklung können unterschiedliche, milde Ängste auftreten, wie beispielsweise das „Fremdeln“ bei Babys oder die Angst vor Gestalten in der Dunkelheit im Kindergartenalter. Mit Bewältigung des jeweiligen Entwicklungsschrittes gehen diese Ängste von alleine vorüber. Wenn das Kind jedoch sehr unter seinen Ängsten leidet, der Alltag stark durch die Ängste beeinträchtigt ist oder die Angst unverhältnismäßig lange anhält, kann es notwendig sein, Unterstützung zu suchen. Das Kind sollte mit seiner Angst auf jeden Fall ernst genommen werden, denn Angsterkrankungen zählen zu den häufigsten Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter.


Wie hilft Musiktherapie?


Musik wirkt direkt auf unsere Emotionen und kann bei Angst beruhigen und entspannen. In der Musiktherapie können wir zudem durch das aktive Musikmachen auf den Instrumenten angstvolle Gefühle darstellen: die Angst wird hörbar und greifbar. Dadurch verliert sie etwas von ihrem übermächtigen Charakter. Kinder können sich als selbstwirksam erleben und gewinnen wieder Kontrolle. Als Musiktherapeutin kann ich das Kind beim Musizieren aktiv unterstützen und helfen, überschwemmende Gefühle zu regulieren. Angst ist nicht gleich Angst, und hinter jeder Angsterkrankung stecken andere Ursachen. Deswegen nehmen wir uns in der Musiktherapie auch viel Zeit, den Hintergrund der Erkrankung zu beleuchten.


 

In der Musiktherapie spielen Nadja* (5) und ich eine „Angstmusik“: Wir sitzen beide am Klavier und improvisieren eine unheimliche Musik. Mit meiner Hilfe gelingt es Nadja, an dem Punkt, an dem es ihr zu viel wird, zur Trommel zu laufen und mit einem kräftigen Schlag das Spiel zu beenden. Im Laufe der Therapie macht es Nadja zunehmend Spaß ihre Angstmusik unterschiedlich zu gestalten. Gemeinsam spielen wir einmal lauter und wieder leiser, unheimlicher und wieder nicht unheimlich. Immer seltener erreicht Nadja nun den Punkt, an dem die Angstmusik zu unheimlich wird – es gelingt ihr jetzt schon vorher, sie selbst zu verändern und zu regulieren.

* Name geändert

 




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