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Sport bei neurologischen Erkrankungen?

Autorenbild: Karin Lotter, MSc.Karin Lotter, MSc.

Regelmäßig sportlich aktiv zu sein gehört für viele Menschen zu einem gesunden Lebensstil dazu und wird generell als gesundheitsförderlich erachtet. Diese Vorstellung von Lebensstil wird in der Regel gesunden Personen zugeschrieben. Zu den sportlichen Aktivitäten zählen etwa Joggen, Walken, Spazieren gehen, Wandern, Fitness Center, Pilates, Yoga uvm.


Personen mit einer neurologischen (Grund-)Erkrankung zählen in unserer Gesellschaft eher weniger zu der Zielgruppe, welche Sport ausführen sollen/können. Eher werden diese in ein Reha-Setting oder ein sehr geringes Aktivitätslevel stigmatisiert. Menschen mit beispielsweise einer Halbseitenlähmung wird oft gar nicht zugetraut, dass diese sportlich aktiv sein können oder wollen.



Schlaganfall

Innerhalb der EU passieren jährlich über 1. Mrd. Schlaganfälle. Das Durchschnittsalter nimmt immer mehr ab, sodass auch häufig junge Menschen unter den Auswirkungen leiden. Risikofaktoren für Schlaganfälle sind beispielsweise Herz-Kreislauf Erkrankungen, Übergewicht, Rauchen und Bluthochdruck.

Die AHA (American Heart Association) empfiehlt gerade aus diesem Grund ein regelmäßiges Ausdauertraining für diese Personengruppe.

Viele junge Patienten und Patientinnen sind zudem hochmotiviert ein herausforderndes Training durchzuführen und erfahren in der Therapie jedoch viel zu oft unterschwellige Reize, welche keinen oder nur geringen Trainingseffekt haben.


Schädel-Hirn-Trauma

In Österreich erleiden jährlich etwa 2000 Personen ein schweres Schädel Hirn Trauma. Werden alle Schweregrade gesammelt gezählt sind es ca. 24.000 Fälle pro Jahr, wobei die Dunkelziffer der nicht stationär aufgenommenen Personen sehr hoch vermutet und gesamt auf etwa 64.000 Fälle jährlich geschätzt werden. Die häufigste Ursache dafür sind Arbeits- und Freizeit Unfälle. Verkehrs- und Sportunfälle werden dabei am meisten genannt. Betroffen sind hier mehr junge Männer, im Alter zwischen 20 und 30, als Frauen.

Anfangs erscheinen die Auswirkungen der Unfälle dramatisch, letztendlich erreichen jedoch viele Menschen wieder ihre Berufsfähigkeit oder zumindest eine Alltagsfähigkeit, wobei sie sich selbst versorgen können und trotz weiter bestehender körperlicher Defizite ihren Alltag meistern können. Viele davon sind Väter und Mütter, die trotz ihrer Behinderung ihre Kinder groß ziehen.

Gerade diese Personen sind prädestiniert dazu in der Therapie individuell angeleitet zu werden, welche sportlichen Aktivitäten für sie geeignet sind und wie sie diese genau ausführen sollen.


Parkinson

Die Diagnose Parkinson ereilt viele Menschen schon in der mittleren Lebensdekade. Da die körperlichen Auswirkungen zu diesem Zeitpunkt noch relativ moderat sind und sich nach außen hin kaschieren lassen, wird hier noch relativ selten therapeutische Unterstützung in Anspruch genommen.

Empfehlungen werden jedoch gerade in diesen frühen Phasen ausgesprochen. Betroffene Personen profitieren von einem hoch intensivem Training in diesen Phasen. Oftmals ist es für diese Menschen gar nicht klar, was das letztendlich bedeutet und wie genau diese sportlichen Anforderungen erreicht werden können.


Multiple Sklerose

Bei Multiple Sklerose herrschte sehr lange das Dogma, dass körperliche Betätigung die Symptome verstärke, sogar etwa die Schubhäufigkeit und -intensität negativ beeinflusse. Viele Betroffene Personen haben auch heute noch diese Glaubenssätze im Kopf oder haben das Vertrauen in die Belastungsfähigkeit ihres Körpers verloren.

Aus diesem Grund wurden dazu viele Untersuchungen durchgeführt, wobei verschiedenste Belastungsformen beobachtet wurden. Es zeigte sich, dass Ausdauertraining einen positiven Einfluss auf die empfundene Lebensqualität und die Müdigkeit hat. Ebenso wurde bestätigt, dass Krafttraining, sogar hoch intensives Krafttraining, von erkrankten Personen durchgeführt werden kann ohne zu schaden. Es führt bei den Personen dazu, dass sich die Krankheitssymptome reduzieren lassen.


Sport bei einer neurologischen Grunderkrankung, aber wie?

Genauso wie bei per se gesunden Personen, wird die körperliche Leistungsfähigkeit im Rahmen der Therapie gezielt ausgetestet, Trainingsspezifika individuell berechnet und angepasst.

Die sportlichen Aktivitäten können ebenso joggen, walken, Fitness Center etc. sein und können im Rahmen der Therapie fachgerecht begleitet werden. Beispielsweise eignet sich dazu ein Outdoor Training im nahe gelegenen Park, ein begleiteter Fitnesscenter Besuch oder die gezielte Testung mit/ohne Geräten in der Praxis.

Wichtig ist letztendlich, dass es Spaß macht. Die Bewegungsfreude steht an erster Stelle, egal ob mit oder ohne neurologischer (Grund-)Erkrankung. In jedem Fall zählt dabei nicht die Bewegungsqualität sondern, dass die Sportart freud- und genussvoll ausgeführt werden kann.



 
 

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