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Kindliche Gefühle

Kinder erleben und fühlen die Welt anders als wir Erwachsene. Ihre (Gehirn-) Entwicklung ist noch nicht vollzogen, weshalb einige Dinge, wie das Regulieren der Gefühle, anders zu bewerten sind, als bei uns Erwachsenen. 

Dementsprechend können wir nicht davon ausgehen, dass unsere Kinder „Mini-Erwachsene“ sind und emotional, sozial und kognitiv an einer gleichen Stelle stehen, als wir es tun. Aus einer Erwachsenen-Perspektive sind Kinder eher unzuverlässig – sie hören zwar, was wir Eltern von ihnen (nicht) wollen und nicken (manchmal) fleißig dazu – doch sie haben noch so starke Impulse und einen so ursprünglichen Zugang zu ihren Gefühlen, dass sie einfach noch nicht die Fähigkeiten entwickelt haben, sich selbst zu steuern und zu korrigieren. Der Teil des Gehirns, der dafür verantwortlich ist, reift erst mit 17 Jahren heran – und wenn wir ehrlich sind: selbst Erwachsene können sich nicht immer regulieren.




Es braucht daher Zeit und eine einfühlsame und intuitive Begleitung unserer Kinder – was durchaus eine Herausforderung sein kann! Denn starke Gefühle unserer Kinder lösen oft etwas in uns aus, was teilweise tief in uns verborgen ist und verstanden werden möchte. Zunächst reagieren wir aber mit Wut, Zorn, Trauer oder Angst auf das unerwünschte Verhalten unserer Töchter und Söhne. 


Ein Beispiel, wie der Umgang in einer Konfliktsituation unterschiedlich aussehen kann: 

Paul, 3 Jahre alt will einfach nicht die Regenhose anziehen, wobei es doch draußen regnet! Und ohne diese Hose soll er auch nicht im Kindergarten ankommen. Seine Mama, Johanna, versucht ihm dies zu erklären: „Aber du musst die Hose anziehen, sonst wirst du doch ganz nass bei dem Regen. Und du darfst nicht ohne Regenhose in den Kindergarten. Das weißt du doch. Paul, jetzt mach doch, ich muss los! Paul, bitte, das kann doch nicht so schwer sein! Du willst doch in den Kindergarten, deine Freunde warten ja schon auf dich. Paul! Wenn du jetzt schnell bist, kannst du noch ein Salzstangerl am Weg essen… Paul, mach jetzt!...“ Schlussendlich hält sie sein Bein fest und zieht ihm unter Geschrei die Hose an. Beiden geht es damit nicht gut.  

Was passiert hier?

Johanna fehlt u.U. ein tieferes Verständnis von kindlicher Entwicklung- Paul ist im Moment in seinem Willen „gefangen“ und kommt durch Druck aus diesem Zustand nicht raus. Die beiden stecken in einem Machtkampf fest. 

Johanna könnte durch Pauls Widerstand/durch seine starken Gefühle an eigene Verletzungen aus ihrer Kindheit erinnert worden sein, vielleicht hat sie sich als Kind ignoriert gefühlt? Nicht gesehen?

Johanna könnte auch völlig übermüdet und überfordert sein, vielleicht schläft Paul zur Zeit nicht gut, sie hat wieder zu arbeiten begonnen, steht unter Zeitdruck und der Streit mit ihrem Partner gestern Abend hängt ihr noch sehr nach. Außerdem hat sie noch nichts gegessen. So viele Gründe, um nicht gelassen sein zu können. 


Wie könnte so eine Situation noch aussehen:

Paul will die Regenhose nicht anziehen, Johanna sagt nur einmal, dass es regnet und er somit die Hose anziehen soll - denn er weiß ja, was seine Mama von ihm möchte. Johanna bleibt gelassen, sie nimmt sein Nein auf, sie hört und fühlt Paul...

Sie konfrontiert ihn liebevoll: sie sitzt neben ihm und hält die Hose in der Hand. Paul fängt an, zu blödeln, sie geht ein Stück weit darauf ein -  Humor ist wichtig. Sie gibt ihm ein wenig Zeit, bleibt aber in der erwachsenen Rolle. Sie gibt ihm eine klare Orientierung: Er will nochmal spielen, sie sagt „Nein, es ist schon ein bisschen spät und ich möchte pünktlich sein.“ Sie hält die Hose auf und hilft ihm rein zu schlüpfen. 


Der Weg zu einer grundsätzlich gelassenen Begleitung unserer Kinder ist ein Prozess und bedarf viel Geduld, Wissen über die Entwicklung von Kindern und eine gewisse Reflexionsfähigkeit. 

Doch es lohnt sich – denn so können unsere Kinder zu einem gesunden und selbstbewussten Menschen herauswaschen und wir haben eine tiefe Beziehung zu ihnen. 





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